Alt Stahnsdorf
Einwohner: 371 (Stand: 01.02.2021)
Ortsbeirat:
Denny Flachsenberger - Ortsvorsteher
Anne Hadeball
Henning Lägel
Gemeinschaftsleben:
- Festverein "Dampfhammer" Alt Stahnsdorf e.V.
- Freiwillige Feuerwehr Alt Stahnsdorf
- Sportangelverein Alt Stahnsdorf e.V.
- Alt Stahnsdorfer Singvögel
Geschichte:
Alt Stahnsdorf kann sowohl eine interessante Vergangenheit vorweisen als auch eine landschaftlich reizvolle Lage anbieten, die beide durchaus zu eigenen Entdeckungen einladen. Wer mit dem Rad unterwegs ist, kann den Ort von Storkow aus oder vom Bahnhof Kummersdorf her leicht erreichen. Am Ortseingang geht der Blick nach rechts auf den Stahnsdorfer See mit seiner Reiherkolonie, während wir auf der linken Seite die ehemalige Wassermühle am Stahnsdorfer Fließ entdecken. Eine alte Lindenallee führt zum Dorfkern, und im ehemaligen Gutspark finden wir wuchtige Eichen und Buchen, die über 300 Jahre alt sind. In den Urkunden tauchte der Name Stanßdorff oder Staynsdorf erstmalig 1450 als Besitz derer von Milow auf, die bis 1556 die Herrschaft behielten. Ihre Nachfolger waren von 1559 bis 1577 die Herren von Schlieben und zwischen 1599 und 1620 die von Lawald zu Blossin, die ihren Sitz nach Stahnsdorf verlegten. Zwischen 1622 und 1646 gehört es dem Oberforstmeister Freitag bzw. dessen Erben, die es dem Amt Storkow in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges verkauften. Es war ein trauriges Erbe, was Kurfürst Friedrich Wilhelm antrat. Am Ende des Dreißigjährigen Krieges hatte Brandenburg annähernd die Hälfte seiner Einwohner verloren. Viele Dörfer lagen wüst und menschenleer, so war es auch in unserer Gegend. Die Mark Brandenburg gehörte damit zu den deutschen Territorien, die in diesem Kriege am meisten gelitten hatten. Das wiederholte sich noch einmal fast 300 Jahre später in der verbrecherischen Politik der „verbrannten Erde“ der Nationalsozialisten. Auch Stahnsdorf erlebte im April 1945 den Krieg unmittelbar: Schloss und Mühle, Wahrzeichen des rührigen Gemeinwesens wurden vernichtet.
Zurück zum Jahre 1646, für den jungen Kurfürsten war die Heirat mit der niederländischen Prinzessin Louise Henriette ein besonderer Glücksumstand. Sie kam damals aus einem wirtschaftlich hoch entwickelten Land und war mit einer reichen Mitgift an die Seite Friedrich Wilhelms getreten, dazu kam ihre außergewöhnliche Begabung, erfolgreich in die wirtschaftliche Stärkung des brandenburgischen Staates einzugreifen. Das erfahren wir ganz besonders aus der Entwicklung unseres Ortes in der damaligen Zeit. Sie war beispielgebend für andere Regionen Brandenburgs. 1653 wurde Stahnsdorf mit den Storkowschen Amtsdörfern Hartmannsdorf, Kummersdorf, Markgrafpieske, Rauen, Spreenhagen und Wernsdorf zusammengelegt und zu einem selbstständigen Amt erhoben, weil es der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm seiner aus Holland stammenden Gemahlin Louise Henriette (1627-1667) überschreiben ließ. Wie in ihrem Schloss Oranienburg richtete Louise Henriette auch in Stahnsdorf eine „Musterwirtschaft“ nach holländischem Vorbild ein. Aus dieser Zeit sind verschiedene Methoden zur Hebung der Erträge und die Einführung neuer Tierrassen und Kulturpflanzen bekannt, die auch unter dem Begriff der „Verholländerung“ bekannt wurden. Dazu wurden neue Methoden der Tierhaltung und der Verarbeitung der Produkte eingeführt und der Obst- und Gemüseanbau wesentlich intensiviert. Dafür wurden erstmalig unfruchtbare Flächen entwässert, Kanäle angelegt und Kolonisten aus den Niederlanden und den westlichen Teilen Brandenburgs (es reichte damals bis zum Rhein) angesiedelt. Um den Obstanbau zu fördern, ordnete Friedrich Wilhelm sogar an, dass kein junges Paar heiraten dürfe, ehe es nicht sechs Obstbäume gepfropft und sechs Eichen gepflanzt habe. Nach dem Tod der Kurfürstin 1667 ging das Amt in den Besitz des kurfürstlichen Geheimsekretärs und Kammerdieners Martitz über, ehe es 1687/88 dem Kurprinzen Friedrich überschrieben wurde. Er krönte sich 1701 zum ersten König in Preußen (Friedrich I.). Damit setzte sich der weitere Aufstieg Brandenburg-Preußen in der deutschen Geschichte fort, der seinen Höhepunkt in der Einigung des Deutschen Reichs fand.
Von 1653 bis 1812/13 bestand das Amt Stahnsdorf, das nach 1754 zeitweilig von dem Oberamtmann Carl Friedrich von Bütow (1732-1799) mit dem Amt Storkow zusammen verwaltet wurde. Im zweiten Schlesischen Krieg erging 1745 eine Anweisung an den Oberamtmann Wilke (seit 1742), alle Anstalten für die Sicherung des Ortes und die Aushebung und Bewaffnung der wehrfähigen Männer, „so 16 Jahre alt und darüber“, vorzunehmen. Am 28. November 1745 konnte er dann erleichtert im Amt die an ihn gerichtete Siegesnachricht bekanntgeben.
Kurze Zeit später erfolgt wieder etwas Erfreuliches: 1748 ging ein königlicher Befehl an den Oberamtmann Wilke, der außerordentliche Auswirkungen auf die weitere Entwicklung der Wirtschaft in dieser Region, insbesondere der Landwirtschaft haben sollte. Dieses Schreiben war unter dem 18. Juli 1748 datiert und verlangte, „das Pflanzen der Tartüffeln in dero churmärkischen Landen gleichfalls einzuführen“, und „so hat das Amt Storkow zur Befolgung des königlichen Befehles sich anlegen sein zu lassen...“
Zur Entwicklung der im Siebenjährigen Krieg hart betroffenen Region wurden von der königlichen Kasse Gelder für die Ansiedlung von Kolonisten bereitgestellt, so dass dem Amtsrat Bütow möglich war, „von 1775 an folgende Kolonien in seinem Amtsbezirk anzulegen: Neu Stahnsdorf, Philadelphia, Neu Boston, Waltersdorf, Briesenluch und Neu Markgrafpieske...“. 1780 folgten dann noch die Vorwerke Dickdamm und Skaby.
Der Alt Stahnsdorfer See und seine Insel
Die Insel im Alt Stahnsdorfer See gehörte vor 1945 dem Gutsbesitzer. Die Bewohner des Dorfes durften sie nicht betreten. Nach der Enteignung wurde die Insel freigegeben. Es gab zwar Tiere, wie z.B. Haubentaucher, Enten, Frösche usw., aber Fischreiher wurden damals nicht gesichtet. Seit 1960 wurde der Stahnsdorfer See zum Fischaufzuchtgebiet erklärt. Er ging in die Hände der Produktionsgenossenschaft werktätiger Fischer über. Das hatte zur Folge, dass der See nicht mehr befahren werden durfte. Es wurde auch ein absolutes Angelverbot ausgesprochen. Vermutet wurde, dass sich durch die eingetretene Ruhe auf diesem Gewässer bzw. auf der Insel Graureiher angesiedelt haben. Laut Aufzeichnung wurde in etwa 1962 das erste Fischreiherpaar gesehen. Es konnten bis 1977 30 Horste gezählt werden, wovon jedoch nicht alle bewohnt waren. Andere seltene Vögel fanden hier ihre Heimat, wie z.B. der Schwarze Milan und der Rote Milan. Die Insel und der See gehören heute zum Landschaftsschutzgebiet. Im 18. Und 19. Jahrhundert wurde der See mit seinen Zuflüssen und dem Abfluss zur Flößerei genutzt. 1745 durfte Stahnsdorf den Schleusenzoll am neuen Flößergraben erheben, der seit 1732 von Rieplos kommend durch den Stahnsdorfer See führte. Im Jahr darauf begann der Ausbau des Storkower Kanals auf 23 Kilometer Länge vom Scharmützelsee bis zum Wolziger See, eine direkte Verbindung zu den Berliner Gewässern, die vor allem für den Holztransport genutzt wurde. Nach der Wende ging der See in das Vermögen des Bundes über. Ein Pächter wurde gefunden und ab sofort konnte wieder geangelt werden. Auch Kähne schippern wieder über den See. Im Jahre 2004 wurde der See vom Bund verkauft, neuer Eigentümer ist der Landesanglerverband Brandenburg.
Die Stahnsdorfer Mühlen
Schon 1537 wurde eine Stahnsdorfer Mühle urkundlich erwähnt, und 1692 bestand im Ort eine Wassermühle und eine Windmühle unter einem Müller. 1653 wurde mit dem Bau des Gutshauses begonnen, zu dem auch eine Meierei und eine große Gärtnerei gehörten. Im Jahre 1724 wurde die Mühle am Fließ, dem heutigen Standort, gebaut. Sie brannte 1826 komplett ab und wurde aber wiederaufgebaut. Zum Familienbetrieb wurde die Mühle 1860. Nach dem I. Weltkrieg wurde die Mühle modernisiert. Im II. Weltkrieg wurde sie von der SS zerstört. Die Mühle wurde 1948 nach dem Krieg durch die Zimmerei Gustav Schröder, allerdings sehr verändert wiederaufgebaut. Die Gutsländereien wurden durch die Bodenreform 1946 enteignet und aufgeteilt, die Mühle wurde der LPG zugeordnet. 1962 wurde die Mühle ein Betriebsteil des Beeskower Mischfutterwerkes. In dem Betrieb arbeiteten mehrere Einwohner Alt Stahnsdorfs. Im ersten Teil des Jahrs stellte der Betrieb Fisch- und Aufzuchtfutter her. Das war der einzige Betrieb der DDR, der dieses Futter lieferte. Vorher wurden diese Futtermittel aus Dänemark beschafft. In der Zweiten Jahreshälfte stellte der Betrieb Futter für die Schweinemast her. Nach der Wende wurde der Betrieb stillgelegt. Inzwischen ist leider auch das sehenswerte Wasserrad am Mühlengebäude verschwunden.
Quellen: Chronik Alt Stahndorf, 1. Auflage, 2004
Im Ort finden Sie seit 2020 Besuchertafeln an sieben wichtigen Standorten und hier die Übersicht und weitere Informationen.
Unter dem folgendem Link können Sie weitere Fotos von Alt Stahnsdorf sehen: